Statistik:
Ulaanbaatar – Kuhld – Dalanzagat – Boghd – Bayangovi – Biger- Darvi – Khovd – Myangani.
Gefahrene Kilometer: 4000 Km, 1000 Km davon Offroad.
Fallquote Cate: 7 Mal. Meist im Sand, keine nennenswerten Verletzungen.
Fallquote Michael: 3 Mal. Einmal vom Auto beim links abbiegen sehr unsanft in den Graben befördert. Einmal in einen vom Wasser produzierten 1×1 Meter Krater gefahren. Einmal Sand. Unerklärlicher- und glücklicherweise nur Schürfwunden.
Pannen: Defekter Kettenspanner (Michael), Mutter der Hinterachse inklusive Distanzstück während der Fahrt verloren ((Cate) Die geschichte gibt’s hier), Abblendlicht mit Wackelkontakt (Cate), Startprobleme aufgrund von Elektrik (Michael), Vollausfall der Elektrik aufgrund kaputter Sicherung (Michael).


Flashback: Vor dem Start
Wir kommen nicht los: Fridolin (Mein Motorrad) kommt zu spät in Ulaanbaatar an und wird dann zu allem Überfluss nicht von meiner Spedition (Loxx Pan Europa, nicht empfehlenswert – Verspätung, verbeulter Rahmen, Kratzer, schlechte Orga, Seht hier) freigegeben. Ich hätte meine Rechnung nicht bezahlt. Habe ich tatsächlich nicht, allerdings habe ich trotz 3-facher Nachfrage auch keine Rechnung erhalten! Na, das fällt ihnen ja früh ein.
Ich verbringe die Zeit derweil in the place to be, wenn man Motorradreisender in der Mongolei ist: Im Oasis. Ich und 7 männliche Motorradreisende. 7 erfahrene männliche Motorradreisende die sich über Dinge unterhalten von denen ich noch nie gehört habe. ‚Ich habe keine Ahnung was ich hier tue und noch weniger ob es eine gute Idee ist.‘ denke ich mit leichter Panik. Meine Ahnungslosigkeit und naive Vorbereitung werden belächelt, besorgt betrachtet und offen kritisiert. Keiner der Herren traut mir zu, dass ich die Reise allein und ohne Offorad- und Reparaturerfahrung schaffe. Das stresst mich ungemein. ‚Ich kann es jetzt eh nicht mehr ändern, ich bin schließlich schon hier!‘ sage ich mir. Zum Glück ermutigt mich Michael, mein Reisebegleiter für die ersten Wochen, durchzuhalten und zuversichtlich zu sein.
Ich mache ziemlich schnell die Erfahrung, dass man in der Männerdomäne Motorradreisen als Frau manchmal nicht ernst genommen wird. Zugegebenermaßen ist meine Vorbereitung tatsächlich optimierungswürdig…
Ich bin diese Reise mit 100 gefahrenen Kilometern auf meinem Fridolin gestartet. Mit Gepäck bin ich noch nie gefahren und einen Feldweg hatte er bis dato auch noch nicht gesehen. Ich hatte daher selbst große Sorge ob ich mich mit dem Offroad- Endgegner Mongolei als Reisestart überfordere. Zum Glück fahre ich die Mongolei mit Michael, der bereits ein alter Offroad Hase ist und der mir häufig hilfreiche Tipps im Gelände gibt und Fridolin mit mir unermüdlich aufhebt. Unsere großen Fahrpraxis Differenzen haben mir in der Planung ziemliche Bauchschmerzen bereitet. Ich hatte Sorge, Michael könnte schnell genervt sein, weil ich nur im Blumenpflückmodus vorwärts komme.
Die Sorge ist glücklicherweise unbegründet. Ich komme erstaunlich gut mit losem Untergrund und Gepäck zurecht Michael muss daher kaum warten.
Geplant sind 300 KM am Tag. Ich habe keine Ahnung ob das realistisch ist, lerne aber schnell, dass 300 KM offorad auch mal gut und gerne 9 Stunden im Sattel bedeuten. Demnach können wir die Tagesetappen im Gelände nur mit Mühe halten. Fahrtage von 09:00 Uhr bis 20:00 Uhr sind keine Seltenheit.
Die Gobi Wüste:
Die knapp 1000 Km durch die Wüste sind für mich eine riesen Herausforderung und ein absolutes (Adrenalin-) Highlight. Einen kleinen Eindruck bekommt Ihr in dem Video hier. Nachdem mein Adrenalinhaushalt sich nach ersten Kilometern Sand und diversen Stürzen akklimatisiert hat bemerke ich wie atemberaubend die Gobi ist:
Diese unendliche Weite! Wir sehen den Horizont und nichts als Steppe, die sich mit kleinen Sträuchern schmückt. Keine Straße, ja nicht mal ein Trampelpfad. Keine Autos, keine Menschen, keine Geräusche. Nur wilde Kamelherden die neben uns galoppieren. Wir sehen manchmal tatsächlich einen ganzen Tag keinen Menschen und müssen unsere Navigation (die übernimmt in der Regel Michael. Ich navigiere mit dem Handy, das klappt auch in den Weiten der Gobi allerdings erstaunlich gut) nicht selten auf Luftlinien Navigation umstellen, weil es weit und breit keine Straße gibt. Ein Kompass ist hier unentbehrlich! Während ich anfangs noch frage ob wir auf der richtigen „Straße“ fahren, will ich irgendwann nur noch wissen ob die Himmelsrichtung noch stimmt.
Ein Tag in der Gobi Motorradfahren ist ungefähr wie 3 Tage staubiges Festival…ohne Dusche. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit liegt in der Regel bei 30 Km/h. Ihr könnt Euch also vorstellen wie herausfordernd das Gelände ist. Trotzdem habe ich einen riesen Spaß! Es wird definitiv nicht das letzte Mal Piste für mich sein! Meine wichtigste Lektion der ersten Tage: Fridolin und Kreiselkräfte (nicht Zentrifugalkräfte, danke Michael) machen das schon. Ich muss mich nicht am Lenker festkrallen. Wenn ich mein Vorderrad nicht in eine Richtung zwinge wo es nicht hin will während das Hinterrad tanzt, klappt das schon. Vor Allem letzteres hat einiges vereinfacht! Ich bin überrascht wie ein Motorrad sich auch nach spektakulärem Schlingern wieder aufrichten kann.
Wir beginnen unsere Offroadtour von Dalanzagat. Die kompletten 4 Tage Gobi zelten wir. Da es in der Gobi kein Wasser gibt, decken wir uns in den mini Ortschaften immer mit 5 Litern Wasser ein, damit wir abends auch kochen können. Nachdem Michael das fehlende Metallteil am Kocher ingeneuersmäßig neu erfindet, geht das mit dem Benzinkocher echt fix! 4 Tage ohne Dusche werden mit atemberaubenden Zeltplätzen, völliger Abgeschiedenheit, Stille, Lagerfeuer und unendlich vielen Sternen belohnt.
Michael ist oft verwundert, warum ich mich nie über schwieriges Gelände wie steile Hänge und Sand, mangelnde Dusche oder lange Fahrtage beschwere. Diese Fragen irritieren mich anfangs richtig. ‚Dafür bin ich doch hier, oder?‘ denke ich. Er ist ehrlich verwundert. Weiblichkeit und Abenteuerlust oder Belastbarkeit scheinen sich für Michael wohl auszuschließen. Die Annahme legt sich bei Michael aber recht schnell. Schon am dritten Tag nickt er mir vor schwierigen Pisten aufmunternd zu und ist wenig überrascht, wenn ich sie ohne Klagen meistere.
An Tag 3 (03.06. von Boghed nach Bayangovi) verfahren wir uns. Die Himmelsrichtung stimmt nicht mehr und die Piste liegt auf der anderen Seite vom Flussbett. Michael checkt den Weg durch den Fluss aus und kommt kopfschüttelnd zurück. Ich verstehe nicht wieso. ‚Sieht doch passierbar aus‘? denke ich. Passierbar ist ein sehr dehnbarer Begriff, soll ich gleich lernen.
Die kommenden 3 Stunden sind auf mein „Passierbar“-Kommando hin für mich ein Alptraum. Sanddünen soweit das Auge reicht, 35 Grad unnachgiebige Wüstenhitze und kein Ende in Sicht. ‚Cate Du hohle Nuss, was hast Du dir dabei gedacht?‘ fluche ich beim Xten unfreiwilligen Sandbad. Ich musste versprechen anzumerken, dass es meine Idee war und nicht Michael mich 3 Stunden durch Sanddünen gescheucht hat!
Unsere kleine „Abkürzung“ war das anstrengendste was ich jemals auf einem Motorrad bewältigen musste. Dummerweise kamen nach dem Flussbett nämlich etwa 3 (gefühlt 100!) Km Sanddünen! Michael kommentiert die Strecke während wir Fridolin aufheben und ich mich für meine Fortbewegung in Mopsgeschwindigkeit entschuldige mit ernstem Gesichtsausdruck folgendermaßen: „Das hier ist kein Kinderspielplatz mehr.“ Das sieht Fridolin wohl genauso. Seine Leistung und Übersetzung reichen kaum für Sanddünen. Mit Vollgas im ersten Gang und kreischendem Motor bettelt er um Erbarmen. Anders kam ich schlicht nicht vom Fleck! Mensch und Maschine gehen hier an ihre Grenze und sogar eine Zwangspause aufgrund von überhitztem Motor bleibt nicht aus.
Nach 3 Stunden für 10 Kilometer kommen wir, wer hätte das gedacht, an eine Oase. Wunderschön, mit blauen Blumen…und bestialischem Gestank. Egal, Hauptsache kein Sand mehr. Und dann? Hinter der nächsten Düne am Oasentümpel – man glaubt es kaum! – steht hier im Nirgendwo der Wüste: Eine Jurte! Wo eine Jurte, da eine „Straße“! Wir haben unsere Abkürzung also zumindest abgeschlossen. Die 300 Km schaffen wir an dem Tag nicht mehr
Am Letzten Tag in der Mongolei fahren wir noch ein Stück mit Jörg und Kai, die wir aus dem Oasis kennen. Schade, dass wir eine andere Route fahren. Auch wenn wir nicht das gleiche Tempo haben (im Gelände sind Michael und ich schneller, auf Asphalt die beiden) macht es doch Spaß. Ich werde sie wirklich vermissen!
Auf dem Programm steht heute für mich als neue Herausforderung eine Flussdurchfahrt. Meine erste und ich geh prompt baden.
Ich bin nervös. ‚ganz schön tief und schnell dieser Fluss‘ denke ich erschrocken. Wir laufen zuerst durch das eisig kalte Wasser um eine Fahrspur zu finden. Ich „fahre“ als erste durch, Michael steht im Wasser für den Fall, dass ich falle. Die erste Hälfte läuft gut, aber dann lasse ich mich von der Strömung abdrängen und…gehe baden. In meinen Weg stellt sich ein ziemlich hoher Stein. Mein Vorderrad kommt noch drüber aber dann setzt mein Motorblock auf. Ich habe ich ein bisschen viel Beinfreiheit und kippe ins Wasser. Michael schubst mich kurzerhand aus dem Weg um Fridolin aufzuheben und schlimmeres zu vermeiden. Ich bin klatschnass, meine Klamotten sind klatschnass, es ist eisekalt, aber mein Motor hat kein Wasser gesogen. Immerhin. Frustriert und bibbernd fahre ich weiter. Für Michael scheint der Fluss ein Kinderspiel. Die nächsten 3 Tage sehe ich aus als hätte ich mit einem Tintenfisch gerungen. Meine Hände sind knallblau. Meine Handschuhe färben ab.
Nach 1000 Km Geröll, Lavastein, Sand, Matsch und stundenlanger zick zack Suche nach einer „Straße“, steilen Bergpässen mit atemberaubendem Ausblick und viel unfreiwilligem Bodenkontakt (meinerseits) sind wir wieder auf Asphalt! Währen andere Fahrer den Asphalt küssen, sehe ich 200 Km Langeweile vor mir. Ich habe Blut geleckt. Piste ist mein neues Hobby.
Ich habe immer gesagt, ich mache die Reise auch allein. Im Nachhinein bin ich aber sehr dankbar, dass ich die Mongolei mit Michael durchfahren durfte. Nie wäre ich sonst so tief in die sandige, menschenleere und atemberaubende Wüste Gobi gefahren und hätte nie an so spektakulären Orten mein Nachtlager aufgeschlagen. Differenzen gab es trotz unterschiedlicher Reisevorstellungen und Reiseerfahrungen eigentlich kaum. Michaels Begleitung ist in jedem Fall eine Bereicherung.


Hi Cate,
ich bin Larry ein Kumpel von Maikel aus seiner Heimat Wolfegg.
Hab Dein Reistagebuch bisher echt genossen. Scheint als hättet ihr eine spannende Zeit gehabt!
Manchmal vielleicht nervenaufreibender als es nötig gewesen wäre 😉
Wünsch Dir noch ne gute Weiterfahrt!! Vielleicht hast ja Lust noch einen kleinen Umweg ins Allgäu zu machen, damit wir Dich und Fridolin auch mal kennenlernen;-)
Viele Grüße
Larry
Hi Larry,
freut mich, dass Dir die Beiträg gefallen! Ja spannend war und ist es in jedem Fall. Ich finde auch, dass die Pannenserie so langsam enden kann! Ich plane ohnehin auf dem Rückweg bei Michael vorbeizufahren, dann sehen wir uns bestimmt!
Viele Grüße,
Cate
Atemberaubende Bilder-Atemberaubende Menschen! Eine gute Weiterreise und viele Grüße auch von meiner Family und Johannes, bacio:-*
Danke meine Liebe Anne <3 Herzliche Grüße zurück an anne!
Liebe Cate,
ich kenne Dich nicht persönlich aber Jörg hat mir viel von Dir erzählt und ich möchte Dir unbedingt noch Alles Gute und spannende Tage, ohne Verletzngen und ohne Stress wünschen.
Wenn Du in der nähe vom Westerwald bist, würde ich mich sehr freuen, dich kennen zu lernen.
Ich finde Deine AUSZEIT ganz prima, trau Dich auch weiterhin im Leben…..egal was andere sagen (vor allem Männer)
Ganz herzliche Grüße
Doris ——————Jörg’s Fau 🙂
Liebe Doris,
ich habe mich sehr über Deine Nachricht gefreut und komme Euch gern im Westerwald besuchen! Ich habe Michael inzwischen in Samarkand wiedergetroffen. Wir sind jetzt im schönen Bichara und widmen uns nun dem Nagel nummer 2 in meinem Reifen 😉 Ich hoffe ebenfalls auf Pannenfreiere Etappen, kann ich Dir sagen! Aber solange man mit Optimismus fährt ist alles kein Problem!
Herzliche Grüße,
Cate
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